„Was geht in Kerpa eini, muss kommen aus Kerpa aussi!“
(Zitat von Papa Franz Simon, leider verstorben)
Das Wochenende vor dem nächsten, dem bereits achten Zyklus Vidaza verlief ruhig; die Anstrengungen der vergangenen Woche waren überstanden, der Bluttest am kommenden Montag würde bereitwillig Auskunft geben, in welcher Verfassung ich wirklich war.
Für meinen Begriff zeitig in der Früh fand ich mich am 17.7. in der Tagesklinik ein, wohl wissend, dass der erste Tag eines neuen Chemo-Durchgangs üblicher Weise längere Wartezeit nach sich zog. Professor Sillaber war bis Mittwoch nicht anwesend und wurde von einem anderen Professor vertreten, der die Vidazaspritzen im Gegensatz zu Sillaber erst bestellt, sobald der betreffende Patient körperlich anwesend ist – der Therapieplan allein ist für ihn kein Kriterium. Auch das ist durchaus nachvollziehbar, wenn man sich die enormen Kosten vor Augen hält.
Jedenfalls: meine Blutwerte waren aus meiner Sicht nicht so schlecht (7,8 Erys, 9 Thrombos), für den Professor aber schlecht genug, um eine Totalfüllung taggleich anzuordnen.
Die zwei Chemo-Injektionen kamen bald und begrüßten meinen schmerzenden Bauch. Die Thrombozyten wurden gegen Mittag geliefert und umgehend infundiert; die Erythrozyten waren für 13h00 angekündigt, standen ab 13h30 zur Verfügung und wurden um 14h00 angehängt, bis halt ein Doktor sich erbarmte dies zu tun. Das Ganze war nach drei Uhr erledigt und führte zu Parkgebühren von über zwanzig Euros – auch kein Lercherlschas.
Am Dienstag verhinderte eine Lutschtablette namens Zofran (4mg), dass mir schlecht wurde. Am Mittwoch vergaßen alle darauf, und mir war zum Speiben… das zu spät gelutschte Tabletterl half nix mehr.
Am Donnerstag, 20.7. vormittags fand ich mich in der Ambulanz 6I ein (das ist diejenige, die im Kurier vom 31. Juli heftig kritisiert wird, wer’s wissen will, bitte nachlesen).
Sillaber hatte um einen „ordentlichen und vollständigen“ Blutbefund gebeten, und der kann (nur) dort beauftragt werden. Die Wartezeit war überschaubar, bald pilgerte ich nach 18J und wurde prompt zum Professor gebeten. Trotz der Komplettfüllung vom Montag waren die relevanten Werte erneut schlechter geworden. Die obligate Frage lautete also: „Heute oder morgen?“. Weil zu jenem Zeitpunkt die kritische Blutkonserven-Bestell-Deadline (was für eine Wortschöpfung!) fast erreicht war, schlug ich fixe Bestellung für Freitag vor (gelbe und rote), die Weißen würde ich wie immer mit einer Ratiograstim-Spritze selber disziplinieren.
Wichtige Anmerkung vor der weiteren Lektüre: Der nächste Absatz (kursiv geschrieben) kommt ein bissl anrüchig daher und sollte von Zartbenasten eher ausgelassen werden – es sind allerdings keine Folgebeeinträchtigungen überliefert und daher auch nicht zu befürchten….
Die nächste, auch fast obligate Frage Sillabers lautete: „Durchfall oder Verstopfung?“
Dies bedarf einer Erläuterung: Der gute Professor kennt natürlich die Nebenwirkung von Zofran, nämlich grausliche Verstopfung als Preis dafür, nicht speiben zu müssen.
Er weiß aber auch, dass ich wegen anhaltender Krämpfe in den Fingern, teilweise auch in den Zehen, ein Sackerl Magnosolv zu schlucken pflege, was heftigen Durchfall nach sich zieht, auch nicht gerade eine Freude.
Wie bereits in einer früheren Geschichte erzählt, hatte mir der Chef der von mir bevorzugten Apotheke erklärt, dass es recht einfach sei, die Nebenwirkung von Magnosolv hintan zu halten – ich möge doch die Herren Professoren mit seiner Aussage konfrontieren. Als Spontanhilfe könne es nützlich sein, ein halbes statt einem ganzen Sackerl Granulat auf einmal einzunehmen. Ich glaube, auch schon erwähnt zu haben, dass die Professoren außer der Einnahme von Magnesium in irgendeiner Form keine Hilfe angeboten haben.
Beim Blut kennen die sich aus, vom Scheißen haben sie offenbar keine Ahnung.
Ohne Garantie oder Gewähr hier mein seit geraumer Zeit hilfreiches Rezept:
Statt Magnosolv ein Dragee „Magnesium Verla“ zum Frühstück, vor dem Abendessen (reichlich Obst, sonst moderat) ein Teelöfferl voll Agiolax mit viel Wasser – der Schiss am Morgen ist fürstlich und genau in der von mir bevorzugten Konsistenz.
Die Konserven waren am Freitag pünktlich zur Stelle, ich persönlich weniger. Zwei Mal in dieser Woche die volle Füllung macht keine Freude. Die Hoffnung auf längere Intervalle hatte sich nicht erfüllt, im Gegenteil!
Das Wochenende 22./23.7. war geprägt von schlechtem Wetter und meiner schmerzenden Bauchdecke.
Emma und Jago nahmen keine Rücksicht, bei jeder Begrüßung und jeder Hoffnung auf ein Schmankerl bekam ich deren Vorderpfoten zu spüren, bis ich endlich genug Lehrgeld bezahlt hatte und mich zur Seite drehte.
Mit Mittwoch, 26.7. war der achte Zyklus Vidaza Geschichte und ich konnte anfangen, mich zu erholen. Besseres Wetter war von den Medien in Aussicht gestellt, also auf ins Gartlvergnügen!
Es ist unglaublich und ich finde keine Worte. Werner ich drück dich, aber ganz vorsichtig. Babsi