Leukämie ist Scheiße! Teil 33

…wohnt da ein Vampir in mir?

 

 

Der 7. April ist mit dem großartigen Revival-Konzert von Hermann Poschs Band „Fall In Blues“ im Haus der Musik zu Ende gegangen… alles ist gut, außer dass ich mich etwas matsch fühle.

 

Am nächsten Tag wache ich erst um 9h00 auf und messe 36,9°C Körpertemperatur. Das ist zwar noch lange kein Fieber, aber für meine sonst üblichen Verhältnisse relativ viel. Blutdruck 101 zu 55 und Puls 99 gefallen mir auch nicht besonders. Gegen 13h00 kommt Norbert-Opa zum Essen; danach folgt so wie meistens eine kurze Rast. Mittlerweile ist mein Ruhepuls auf 104 angestiegen, und ich fühle mich wie schon so oft ziemlich erschlagen.

Über dringende Empfehlung der besten Sissi von allen fahre ich ins AKH und versuche mein Glück direkt auf Station 18I, wo man mich ja schon bestens kennt – vielleicht kann ich mir die Notfallambulanz ersparen. Scheinbar habe ich Glück; zwei mir sehr gut bekannte Schwestern haben Dienst, und alsbald kommt auch eine ebenfalls schon gut bekannte Ärztin dazu. Diese fackelt nicht lange, scheint mir meinen miesen Zustand anzusehen – nimmt mir gleich selber Blut ab und setzt einen Ven-Flon. Ohne das Blutbild abzuwarten, bestellt sie Blutkonserven, für alle Fälle auch gleich zusätzliche für etwaige Erfordernisse an den Folgetagen. Eine Schwester weist mir ein Bett zu, „halbillegaler Weise“ wie sie zu Recht sagt, immerhin bin ich ja nicht stationär aufgenommen. Das Blut kommt um 20h00, um 23h30 ist es fertig infundiert; nach Hause fahre ich mit dem Taxi.

Der 9. April ist ein Sonntag; es geht mir wesentlich besser. Bis halb elf habe ich geschlafen, mit 115 zu 65 und Ruhepuls 78 habe ich jetzt recht ordentliche Werte. Nach dem Frühstück fahre ich gleich in den Garten, wo Sissi schon auf mich wartet. Ein paar Kleinigkeiten sind zu erledigen, gegen 18h00 fahre ich heim.

Am Montag muss ich wieder zur Kontrolle ins Spital – die oben erwähnte freundliche Ärztin hatte mich sogar am Handy angerufen, um meinen Zustand zu hinterfragen und mich zu erinnern, ein Blutbild machen zu lassen – vor lauter Staunen brachte ich kein Wort heraus! Wie ist das mit den „Göttern in weiß?“ 🙂 

Ich stehe zeitig auf, damit ich nicht spät zur Blutabnahme dran bin. Leider erwischt mich ein Stau und ich komme erst nach neun Uhr an. Trotzdem geht sich alles aus, mein Befund sagt HGB 7,4, Thrombos 13, also neuerlich Infusionen rot und gelb.

Es erhebt sich ernsthaft die Frage, was mein Körper mit dem Blut aufführt. Niemand weiß Antwort, auch nicht die Damen und Herren Professoren. Man kann nur mutmaßen, dass entweder die Vidaza-Spritzen verantwortlich sind oder die Leukämie selbst. Gesichert scheint, dass mein Organismus nicht in der Lage ist, für geordneten Bluthaushalt zu sorgen respektive selbst Blut zu generieren.

Die Weißen sind mit 2,6 auch nicht berühmt, also ist eine Ratiogratimspritze für den Abend angesagt. Wie gewohnt werden die Konserven erst um 14h00 geliefert, eine Stunde später ist alles fertig.

Sissi ist wieder im Garten geblieben um diesen weiter auf unseren dortigen „Sommerbetrieb“ vorzubereiten; ich schaue mir zu Hause das Damenfußballspiel Österreich gegen England an – die Ladies können es auch nicht besser als die Gentlemen, mit null zu drei fällt die Niederlage noch glimpflich aus. Beruhigt gehe ich nach 23h00 schlafen…

4 Kommentare

  1. Lieber Herr Werner Simon! Ich bin die Tochter von Herbert Grell und liege ebenfalls mit Krebs im AKH, nur eben auf 18H ggü. Bei einem Konzert haben wir uns auch schon mal gesehen. Voller Bewunderung lese ich jede neue Folge und frage mich, wie man das alles mit Humor ertragen kann. Bitte mehr Geschichten bzw. Berichte, auch von den Hundsis. Alles Liebe, Verena Grell

    1. Liebe Verena,
      erst kürzlich habe ich deine Eltern unten in der Halle getroffen, die auf dem Weg zu dir waren; dein stationärer Aufenthalt in 18H ist mir daher bekannt.
      Weil ich selber auch öfter im AKH zur Kontrolle bin, werde ich gelegentlich bei dir vorbei schauen.
      Wieso der Humor? „Laughing to keep from crying“
      kommt in einigen afroamerikanischen Liedern vor –
      in unserer Situation trifft das den Kern. Wieso ich das alles niederschreibe? Damit ich jederzeit eine Art „Tagebuch“ zur Verfügung habe, das auf der Homepage sicher gespeichert ist.
      Inzwischen alles Gute und liebe Grüße
      Werner

      1. Vielen Dank für die Antwort! Ich war sehr aufgeregt als ich meine Gedanken an Sie in Worte gefasst habe und bin es ebenso in diesem Moment da ich die Antwort lese. Im Moment habe ich Heimaturlaub und die weitere Behandlung ist ambulant vorgesehen auf der Tagesklinik 18K. Dennoch würde ich mich über ein persönliches Treffen sehr freuen! Good vibes einstweilen, Verena Grell

  2. lieber Wener, ich bewundere dich zutiefst wie du mit dieser Störung umgehst. Ich denke das deine Zeilen auch sehr vielen Menschen Mut machen. Gute Besserung wünsch ich Dir mein Freund!
    Alles liebe Hermann

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