Leukämie ist Scheiße! Teil 28

-Trügerische Ruhe-

Eine aufmerksame Krankenschwester hatte meine angeschwollenen, wasserprallen Beine bemerkt, was auf das doch lange Liegen zurückgeführt wurde. Eine Gewichtskontrolle ergab einen Zuwachs von etwa vier Kilo seit der letzten Messung, ein Plus das nicht mit meiner Nahrungsaufnahme der vergangenen Tage korrespondierte. Es wurde mir also ein Diuretikum verordnet, das ich täglich morgens einnehmen musste, und das insofern sehr zufriedenstellend wirkte, als in den kommenden Nächten bis zu fünf Pinkelunterbrechungen die Norm waren. Mitte Februar war die Geschichte erledigt, das zusätzliche Gewicht und die Fußdeformierung verschwunden, und ich konnte wieder normal durchschlafen.

Mit Montag 13.2. fing die neue Periode Chemo Light (Vidaza) an, mein Blutbild war gut genug.
Am 14.2. war es schon wieder dramatisch verschlechtert, statt der Chemo bekam ich zwei Mal Blut und einmal Thrombos infundiert; am Abend war ich sehr müde und legte mich schon um 20h30 schlafen.

In der Folge konnte der siebentägige Zyklus fortgesetzt und mehr schlecht als recht zu Ende gebracht werden, meine Reaktionen auf die täglichen Giftspritzen waren zum Teil recht heftig und unangenehm. Müdigkeit, Apathie, leicht erhöhte Körpertemperatur, Übelkeit, hoher Puls, Kältegefühl, Appetitlosigkeit und noch ein paar andere Wehwehchen hatten mich im Griff, zwischendurch mussten noch Blut und Plättchen nachgefüllt werden. Prof. Sillaber hielt mich dennoch immer für fit genug, Vidaza auszuhalten und einigermaßen zu vertragen, und er sollte Recht behalten. Schlussendlich war ich froh, wieder einmal einen ganzen Zyklus vollendet zu haben; der Beginn des nächsten wurde mit 6. März festgelegt.

Unseren Hochzeitstag am 23.2. hatte ich diesmal (ausnahmsweise!) nicht vergessen, die beste Sissi von allen schien darob erstaunt und doch zufrieden zu sein, nahm huldvoll die Blumenspende entgegen, drei Mal sieben Rosen in zweierlei rot, weil’s der Einundzwanzigste war.
Mein Vorhaben, sie wegen des Anlasses groß auszuführen, lehnte sie dankend ab, worüber ich recht froh war, weil meine Befindlichkeit nicht berauschend war. Sicherlich hat sie mir meinen wackeligen Zustand angesehen, den ich nicht gut genug kaschieren konnte. Danke Sissi, ist ja nur aufgeschoben!

Am 24.2. morgens wurde der Grund für mein mieses Gesamtbefinden augenscheinlich; in der Ambulanz wurde eine Blutprobe beauftragt und ein Hämoglobin-Wert 4,4 festgestellt, was eine umgehende Bluttransfusion zur Folge hatte. Weil der Thrombozyten-Wert auch nicht berauschend war, wurden auch gleich Plättchen eingefüllt. Das ganze Prozedere dauerte bis etwa 15h30, dann wurde ich in Gnaden entlassen. Zu Hause angekommen maß ich mit 36,3° Normaltemperatur, der Blutdruck war mit 95 zu 55 recht niedrig, der ziemlich hohe Ruhepuls von 100 machte mir wenig Freude. Nach einer ruhigen Nacht waren jedoch alle Werte wieder im Normalbereich.

Es folgten ein paar chaosreduzierte Tage daheim ohne Vorkommnisse. Wir waren im Garten und im Prater mit unseren Hundsis, einige Besorgungen waren zu erledigen, eine ambulante Kontrolle führte wieder zu Blutinfusionen, bei einem Besuch in der HERA Zahnambulanz wurde zufriedenstellender Heilungsverlauf festgestellt und ein neuer Termin 5. April vereinbart.

Endlich einmal im Garten – bei SONNE!

Alles in allem war unser Alltag fast schon besorgniserregend normal, und so ging der Februar auch zu Ende. Dass meine Stoffwechselleistung noch immer nicht Normalstandard hatte, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber.

 

Fast hätte man glauben dürfen, das Hauptaugenmerk wieder der Therapierung der Leukämie widmen zu können, aber es sollte Anfang März schlagartig anders kommen, wie ich in Teil 29 berichten werde…       

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