Leukämie ist Scheiße! Teil 48

Unser frohsinniger Garten liegt oberhalb der Alaudagasse, und zwar in der zweiten Reihe. Dies hat zur Folge, dass Straßenlärm einigermaßen schaumgebremst an unsere Ohren dringt. Ausnahmen sind fallweise präsumtive Organspender auf Motorrädern, denen die 30kmh Beschränkung wurscht ist. Offenbar meinen sich die Fahrer sicher sein zu können, dass eh nicht kontrolliert wird; was aber ist Sache? Es wird nicht kontrolliert, kein Radar, keine Funk- oder Zivilstreife, kein nix. Generell wird zu schnell gefahren; wer das Limit einhält, riskiert oft wütendes Gehupe bis hin zu Beschimpfungen der wenig feinen Art.

Eine andere zuverlässige Lärmquelle sind Flugzeuge. Die Gartenanlage liegt genau in der Schneise zwischen einfliegenden und abfliegenden Passagiermaschinen. Sitze ich vor dem Haus und richte den Blick nach links, so kann ich zu den vielfrequentierten Zeiten am Nachmittag einen Flieger nach dem anderen im Landeanflug sehen und hören. Schaue ich aber nach rechts, so erfreuen mich wegfliegende Luftschiffe – stereo pur, immer hübsch gegen den Wind. Hin und wieder bewegen sich einige außerhalb der gewohnten Routen und kreuzen die Schneise offenbar nach Belieben. Das müssen die sein, welche den Auftrag des Lotsen ignorieren oder nicht gehört haben oder nicht Englisch können – man weiß es nicht. Bemerkenswert ist, dass die Lärmentwicklung nicht oder nur selten mit der Größe der Flugzeuge korrespondiert. Vielfach stimmt der Vergleich mit dem Mist: der kleinste Dreck stinkt am meisten.

Den von den Gartenkollegen verursachten Wirbel erwähne ich der Vollständigkeit halber. Von 12 bis 14 Uhr sind Geräusche jedweder Art zu vermeiden, that´s the law… und dies wird in den meisten Fällen eingehalten, auch von uns selbst. Werden aber die Grünstreifen längs der Alaudagasse durch die magistratische Gartenabteilung gemäht, so kann das während der Dienstzeiten der Bediensteten jederzeit passieren. Dass die Entleerung der Biotonnen vor dem Parkplatz nicht ohne Dezibel von statten geht ist logisch; man ist ja froh und zufrieden, dass sie regelmäßig des morgens passiert.

Abendliche Sit-Ins miteinander befreundeter Nachbarn halten sich in Grenzen und sind fast immer um 22 Uhr zu Ende. Die einschlägigen Einladungen konnten wir bisher nicht annehmen, in früheren Zeiten aus Zeitmangel oder aus familiären Gründen, in letzter Zeit wegen meiner Erkrankung. Die zu hörenden Musikkonserven sind oft Marke Musikantenstadel; manchmal ist sogar richtige Musik zu hören. Die Lautstärke der Konversation steigt parallel mit dem Alkoholkonsum, darüber muss sich niemand wundern. Schlimmer sind ein paar größere Feste, die mit Livemusik einhergehen. Deren Ursprung ist unbekannt und nicht zu lokalisieren (WIG? Biergarten Eiteljörg? Andere?). Musikalische Finesse darf man nicht erwarten, aber dafür massiert die Basstrommel die Arschbacken; auch nicht schlecht.

Sissi und Regina sind am 23.Juni nachmittags nach Kroatien gefahren. Der laufende Zyklus Vidaza ist am 27. Juni ohne größere Probleme zu Ende gegangen, wenn ich von den Dippeln auf dem Bauch absehe, die wieder ordentlich Schmerzen verursachen. Zur Vorsicht habe ich gleich wieder ein Blutbild verlangt – Erys und Thrombos mussten für den Folgetag bestellt werden.

Die ganze Zeit über bleibe ich mit unseren Hundsis alleine im Garten, es ist immer was zu tun. Unser Erik wäre auf Abruf bereit mich dabei zu unterstützen falls ich das benötigen würde – was zum Glück diesmal nicht der Fall ist!
Leider ist das Wetter ab 29.Juni nicht erfreulich, es ist kühl und windig und es bleibt so bis zum Sonntag 2.Juli, wenn die Damen aus dem „Weiberurlaub“ heimkehren.

Am 3.Juli Kontrolle im AKH, Ambulanz 6i, bestellt zu Frau Dr. Gebhart, weil Prof. Sillaber drei Wochen auf Urlaub ist. Wie so oft an Montagen ist Großkampftag, zwei Stunden warte ich auf die Blutabnahme, es wird Mittag. Das Ergebnis erwarte ich nicht, sondern entferne mich um 13 Uhr und ersuche, im Fall des Bedarfs die Konserven für den Folgetag zu bestellen.

Am Dienstag also wieder ins Spital, werde aber bald zur Frau Doktor gebeten. Erfreulicher- und überraschender Weise ist das rote Blutbild noch ok; Thrombos werden in der Tagesklinik infundiert, es dauert nicht einmal lang. Es wird ein Folgekontrolltermin für den folgenden Dienstag vereinbart; allerdings behalte ich mir vor, schon früher zu erscheinen, falls es meine Befindlichkeit subjektiv erfordert.

Meine Befindlichkeit erfordert nix, es geht mir recht gut; auch der von mir taxfrei zum Parameter ernannte Blutdruck und Puls gefällt mir ganz gut und ich lasse den ins Auge gefassten Freitag verstreichen. Stattdessen werde ich am Montag erst gegen Mittag in 6i wegen der Blutkontrolle erscheinen, das Ergebnis nicht abwarten, sondern bei Bedarf um Bestellung von Konserven für Dienstag ersuchen…. mittlerweile kennt man mich ja bestens und vertraut mir und meinen körperlichen Indikatoren.  Sollten Erys erforderlich sein, so wäre dies dennoch zum ersten Mal eine Periode von fast zwei Wochen ohne Infusion – sensationell!!!   

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