Spaziergänge mit Opa

P1030622Spaziergänge in den Praterauen gefallen nicht nur den beiden Hundsis Emma und Jago, die dort frei laufen dürfen, sondern unserem ganzen Rudel. So oft wie möglich, jedenfalls aber durchschnittlich ein Mal in der Woche sind wir dort zu finden, gerne bei Schön-, aber auch bei Schlechtwetter. Sissis leider alzheimerdementer Vater Norbert wohnt in der Wehlistraße fast direkt beim Heustadelwasser, von wo aus wir oft unsere Runde starten, noch öfter aber gehen wir vom Kircherl „Maria Grün“ an der Aspernallee los, bis fast zum Winterhafen, über die Freudenau  und landen nach etwa einer guten Stunde via Lusthaus wieder beim Ausgangspunkt.

So auch am Donnerstag dem 10.März, an dem die beste Sissi von allen ihrem Vater klar machen wird, dass Regina & Allard dessen Auto über das Wochenende brauchen, weil sie in die Therme St. Martin in Frauenkirchen, Burgenland fahren; die sich ergebende Konversation zwischen ihr und ihrem Vater wird in diesem Report zum Teil wiedergegeben (der einfacheren Schreibweise wegen schriftdeutsch):

Norbert (kickt einen Ast vom Gehweg ins Gebüsch): „Früher einmal haben sie da besser zusammengeräumt, schaut’s nur wie’s da ausschaut, morschiges Holz, Äste, abgestorbene Blätter…“
Werner: „Macht heutzutage kein Mensch mehr, ist doch schön so naturbelassen“
Sissi: „Ja, und die Leute wollen das so. Wichtig ist nur, dass einen nicht ein umstürzender kaputter Baum oder ein Ast trifft“.
N: „Naja, ist eh besser so, ein richtiger Urwald. Hahaha, na ja“.
Jago: „Wau!“
Emma (erblickt in der Weite einen anderen Hund): „Wau, wau, wau, knurr, keif!“
W: „Aus, Emma, lieb sein, gib eine Ruh!“
S: „Emma, Jago, hier!“
J,E (spielen schon weit weg mit dem fremden Hund, hören nix und wollen nix hören, alle drei rennen wie wild hintereinander herum)
N: „Na, da können’s rennen. Das geht bei euch daheim im Park nicht, mitsamt der Hundezone, gell, hahaha?“
W: „Im Draschepark gibt’s keine Hundezone, leider“.
N: „Ah so, ich hab‘ geglaubt, hahaha, na ja. Habt’s ihr schon gesehen, wie’s da überall ausschaut…?“
S: „Ja Papa, wir haben’s schon gesehen, die ganze Au schaut so aus. Natur pur, so wie sich’s gehört“
N: „Na ja, hahaha“
S: „Papa, du weißt ja eh, dass wir dein Auto übers Wochenende brauchen, gell?“
W: „Weil am Freitag muss ich in die Ambulanz, und am Montag soll ich wieder im AKH aufgenommen werden. Regina und Allard fahren nach Frauenkirchen im Burgenland in die Therme; das hat Allard der Regina zum Geburtstag geschenkt.
N: „Ah ja, weiß eh. Die zwei übersiedeln ja in ihre neue Wohnung“.
S: „Ja, das auch, aber erst im April. Jetzt fahren sie ins Burgenland zur Therme“.
N: (Deutet auf eine besonders urwüchsige Stelle mit umgestürzten und um geschnittenen Bäumen, Ästen, Unterholz, Morast etc.) „Also ein bissl besser könnten´s den Wald da schon zusammenräumen, da schaut´s ja wild aus.“
S: „Ja schon. Aber die Leute wollen das so. Urwald halt“.
N: „Ah so. Na ja, hahaha. Also die Regina braucht mein Auto wegen der Übersiedlung. Wann krieg‘ ich’s denn zurück?“
S: „Ja, Papa, übersiedeln tun sie auch, aber erst im April. Jetzt fahren sie ins Burgenland über’s Wochenende in die Therme Frauenkirchen. Am Montag bringen wir dein Auto zurück“.
N: „Na und was ist, wenn ich’s selber brauch‘?“
S: „Geh Papa, du bist seit Monaten nicht mehr gefahren. Für was tätest denn gerade jetzt dein Auto brauchen?“.
N: „Na falls ich nach Attnang zur Lena fahr. Wieso muss denn die Regina gerade jetzt übersiedeln?“
S: „Papa, die Regina übersiedelt im April. Jetzt fahren sie und der Allard ins Burgenland“.
W: „Norbert, du brauchst nicht nach Attnang fahren. Die Lena kommt sowieso am Montag oder Dienstag wieder nach Wien. Weißt eh, ich muss am Freitag in die Ambulanz und am Montag soll ich stationär einrücken. Darum brauchen wir ein Auto, weil Öffi soll ich nicht fahren und Taxi ist teuer“.

Anmerkung zwischendurch: Sissis Papa ist ein Pfennigfuchser, mit Kosten kann man ihn am besten überzeugen. Lena ist seine Lebensgefährtin, die in Attnang/Puchheim ihre Familie hat und daher öfter dort ist, u.a. auch zur Erholung vom Alltag mit unserem Opa. Norbert hat dort auch noch ein zweites Auto stehen, das er mit Wechselkennzeichen verwendet. Am Neufeldersee hat er ein Wochenendhaus.

N: „Also früher einmal haben sie da schon ein bissl den Wald ausgeputzt. Schaut’s wie’s da ausschaut! Und wenn ich nach Neufeld fahren muss?“
S: „Geh Papa, was tätest denn jetzt im März in Neufeld?“
N: „Na den Rasen mähen, hahaha, na ja!“ Wie lang, sagst du, brauchen die mein Auto wegen der Übersiedlung?“.
S: „Geh Papa, wer tut denn Mitte März schon Rasen mähen? Und die übersiedeln jetzt noch nicht, erst im April.“
W (an Sissi gerichtet, ohne dass Norbert es hört): „Bitt‘ dich gar schön, sag‘ endlich wegen der Übersiedlung, das mit der Therme kriegt er nicht mit“.
N: „Wann krieg ich das Auto zurück? Ist dann die Übersiedlung erledigt?“
S: „Ja Papa, fürs erste ist die Übersiedlung vorbei und geht erst im April weiter.“
N: „Ah so. Also am Montag holt’s ihr euch das Auto?“
W: „Nein, Norbert. Am Montag bringen wir’s schon wieder zurück. Wir nehmen’s heute gleich mit über’s Wochenende“.
N: „Und was ist, wenn ich es selber brauch‘?“
S: „Papa, du wirst es nicht brauchen. Du bist seit Monaten nicht gefahren und wirst auch jetzt nicht fahren.“
N: „Ah so. Hahaha. Na ja. Neugierig bin ich, wann da endlich wer einmal den Wald ein bissl zusammenräumt. Da schaut’s ja furchtbar aus!“
S: „OK, also bitte lassen wir doch den Wald so wie er ist. Erstens ist er schön so, und zweitens entstehen niemandem Kosten. Wenn wir zurück sind, holen wir dein Auto vom Parkplatz und bringen es nach dem Übersiedeln am Montag zurück.“
N: „Wieso Übersiedlung? Du hast doch gesagt, ihr braucht’s mein Auto weil Regina ins Burgenland fährt und bringt es am Montag zurück?“
S (ist fassungslos, droht die Contenance zu verlieren und sagt nix mehr).
J,E: „Wau“.
Das also war auszugsweise das Spaziergangsgespräch am 10.März 2016. Selbstverständlich wurde der unaufgeräumte Wald noch mehrere Male kritisch erwähnt, bleibt aber dennoch so wie er ist. Reginas Übersiedlung siegte schlussendlich doch gegen die Therme im Burgenland, und die fehlende Hundezone im Draschepark kann Norbert noch immer nicht glauben.

Sissi fasste ihres Vaters Auto erfolgreich aus und brachte es wie versprochen am darauffolgenden Montag zurück.
Nicht nötig zu erwähnen, dass Norbert einige Male bei Sissi anrief und ihr besorgt mitteilte, dass sein Auto nicht so wie sonst immer auf dem Parkplatz steht.
Jaja, Leukämie ist Scheiße. Und Alzheimer?…

 

 

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