Es ist, wie schon viele Gescheite herausgefunden haben, im Leben alles relativ.
Einmal im Jahr ein Kind Jahr ist relativ viel, einmal im Jahr zum Friseur ist relativ wenig. Zwei Stück Würfelzucker im Kaffee machen diesen nicht doppelt süß, zwei Trompeten sind nicht doppelt so laut wie eine.
Zwei Hunde sind….Halt!
Hier ist die Theorie enden wollend. Zwei Hunde sind, zumindest wenn sie etwa gleich groß und gleich schwer sind wie Jago und Emma, ernährungsmäßig quantitativ relativ gleich, ausscheidungsmäßig aber qualitativ relativ mehr als das doppelt aufwändig, worüber ich mich ja bereits verbreitert habe und damit noch einmal zum Parkigehen zurückkomme.
Jetzt, wo ich den Leinensalat relativ gut im Griff habe, kann ich die unterschiedlichen Gepflogenheiten der beiden besser beobachten. Jago ist außer bei nassem Terrain ein Wiesen- und Gebüschgeher, Emma zieht Asphalt vor. Jagos Schnüffelmotive habe ich schon erwähnt, Emma hat ein Faible für Parkbänke, unter denen es oft nach Leberkässemmeln, Hamburgern und Pizzaschnitten riecht, und Mistkübel aus ähnlichem Grund. Jago folgt den Kommandos „Hier“ und „Sitz“ meist unmittelbar, Emma folgt auf „Hier“ erst nach Beendigung dringender Schnüffelerfordernisse, und auf „Sitz“ erst, bis sie ein Schmankerl in meiner Hand sieht. Emma ist immer für Appetithäppchen zu haben, Jago nur dann, wenn er sich nicht gerade dringend fürchten muss. Emma nimmt andere Hunde meist sofort wahr, Jago vielleicht auch, aber der lässt sich nichts anmerken. Jago ist nicht neugierig, Emma ist an sehr vielem interessiert. Jeder Hauseingang auf dem Weg zum Park, jede Brüstung in adäquater Höhe, jedes parkende Auto, alles muss untersucht werden.
Meine Vermutung, es handle sich um eine spezifisch weibliche Eigenheit, ziehe ich zurück, weil ich mir darob einen kritischen Blick der besten Sissi von allen eingehandelt habe. Ein gemeinsames Objekt intensiver Beschnüffelung ist Efeu. Was diese Pflanze derart interessant macht, kann ich nicht einschätzen, weiß das vielleicht wer?
Dass beim Heimgehen der Befehl „Fuß“ anstandslos befolgt wird, ist weniger auf meine Trainerqualitäten zurück zu führen, als vielmehr auf kurz gehaltene Leinen. Also bitte keine voreiligen Belobigungen!
Eine Feststellung zum guten Schluss: Zwei Hunde sind nicht doppelt viel Zuwendung, sondern ein Vielfaches davon.
Werner Simon, 15.10.2015