Leukämie ist Scheiße! Teil 25

sskM…
(söba schuid, ka Mitleid)

Wie im letzten Teil berichtet, bereitetet mein von drei Wurzeln und einem Zahn befreiter Oberkiefer erhebliche Schmerzen, die mich am Freitag gegen fünf Uhr früh aus dem Schlaf rissen, während die beste Sissi von allen friedlich in Morpheus‘ Armen schlummerte. Einige Minuten lang kämpfte ich einen Kampf, den ich nicht gewinnen konnte, dann schlich ich auf leiser Sohle in die Küche, wo die Schmerzstiller lagerten. Erst ein einziges Seractil Forte hatte ich am Abend geschluckt, also war ein weiteres nach fast sieben Stunden wohl unbedenklich. Ins Bett zurückgekehrt ließen die Schmerzen zwar bald nach, einschlafen konnte ich dennoch nicht, also holte ich weit früher als geplant die Zeitung herein und machte mir erst einmal Kaffee; an Frühstück dachte ich mangels funktionierendem Kauwerkzeug zunächst einmal nicht.

Von da an war ich mit der Gesamtsituation äußerst unzufrieden. Im Mund Schmerzen, im Magen öfter als sonst Sodbrennen, noch weiter unten eine nicht zufriedenstellende Verdauungsleistung – da darf man sich doch wohl ein bisschen beschweren, oder?

Am Montag, dem 23.1. war Sissi im Jazzland bei Günter Straub und Peter Müller, wäre eigentlich was für mich gewesen, aber – eh scho wiss´n, ka Immunsystem – also leider nicht.

Am Dienstag war Sissi selber bei ihrer Zahnärztin, die ihr ein Wundbetäubungsmittel und ein Gel zur Anregung des Zahnfleischwachstums mitgab, beides für mich, nachdem sie von meiner Misere gehört hatte. Diese Frau Doktor ernenne ich taxfrei zur Sozialsamariterin!

Am Mittwoch war Sissis Papa bei uns zum Essen, weil dessen Lebensgefährtin gerade für einige Tage bei ihrer Familie in Oberösterreich war und Sissi sich in dieser Zeit immer verstärkt um ihn kümmert.

Am Donnerstag war sie im Rahmen ihres Abonnements mit Regina im Volkstheater.
An diesem Abend wurde mir das erste Mal bewusst, dass Schmerzstiller nicht das Gelbe vom Ei für mich waren. Schon Tags zuvor hatte ich noch je eine Packung Seractil und Parkemed 500 besorgt, zu jenem Zeitpunkt noch nicht wissend, dass beide Medikamente zur Gruppe der Nichtsteroidalen (kurz NSAR) gehören, also wenig magenfreundlich sind; Parkemed hatte ich für unbedenklich gehalten, was für ein folgenschwerer Irrtum (sskM)! Die Konsequenzen trafen mich wenig später mit voller Wucht: das Sodbrennen war heftiger als sonst und besserte sich erst nach zwei Beuteln Samarin; das Stoffwechselendprodukt war durchfallmäßig flüssig, reichlich und schwarz. Obwohl ich mich äußerst schwach und müde fühlte war die Nacht unruhig – ich befand mich mehr auf dem Klo im Bad als im Bett.

Für den darauffolgenden Freitag war die Entfernung der Nähte im Kiefer in der HERA geplant; um 09:15 hätte ich mich einfinden sollen, war allerdings so schwach, dass man mich stattdessen mit der Rettung ins AKH brachte. Wie immer hatte die beste Sissi von allen dies organisiert und abermals durchgesetzt, dass ich gleich in „der Tagesklinik 18J abgeliefert wurde, wo man mir unverzüglich Blutkonserven infundierte, die überraschend prompt wirkten und mich wieder halbwegs auf die Beine brachten.
Der für mittags vereinbarte Friseur und Fußpflegetermin war von Sissi vorausschauend bereits telefonisch abgesagt worden.

Weil mich die Nähte im Zahnfleisch als Fremdkörper erheblich störten und ich mich etwas weniger schlecht fühlte, holte mich spätnachmittags Sissi vom  AKH ab und führte mich trotz meines sehr wackeligen Zustands direkt zur Zahnklinik, wo die Angelegenheit umgehend erledigt wurde.
Der Abend verlief ohne besondere Vorkommnisse, wenn man davon absieht, dass mich der Durchfall nicht in Ruhe lassen wollte und mir dessen Schwarzfärbung absolut nicht gefallen wollte.
Über die Nacht auf Samstag, 28.01.17 sei der Mantel des Schweigens gehüllt, der Verlust an diversen Flüssigkeiten und damit auch Blut nahm beängstigende Formen an. All dies setzte sich tagsüber gnadenlos fort, und am späten Abend war ich derart schwach und hilflos, dass sich Sissi veranlasst sah, abermals die Rettung zu rufen. Unser Badezimmer füllte sich alsbald mit FÜNF (!) hilfreichen Menschen, die erste Hilfe bis hin zum EKG leisteten, Transportfähigkeit feststellten und mich in das Rettungsauto trugen. Danach erinnere ich mich nur noch, dass mir elendig kalt war und ich eine zweite Decke verlangte. Mein Vorschlag, den AKH-Hintereingang Lazarettgasse zu nehmen, wurde angenommen; allerdings war der dortige Eingang geschlossen, immerhin war es bereits nach 23 Uhr, daher musste doch der übliche Rettungszugang angesteuert werden. Der diensthabende Arzt und Pfleger erwarteten mich schon auf 18I – natürlich wieder nur auf Grund einiger vorangegangener insistierender Telefonate Sissis. Sofort wurden weitere Blutkonserven wurden verabreicht, ohne ein Blutbild abzuwarten.

Also wieder stationärer Aufenthalt, sskM…

Die arme Sissi aber versäumte das Konzert von Kieran Halpin und Christoph Schellhorn im Tachles, auf das sie sich so gefreut hatte. Sorry!

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