Ambulanzmarathon
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, gibt die Spitalsroutine während meiner stationären Aufenthalte zu wenig für einen lebendigen Report her und bleibt daher ausgeblendet. Seit Anfang März wieder vorübergehend in häusliche Pflege samt häuslichem Chaos entlassen gibt es wieder mir berichtenswert erscheinende Erlebnisse.
Donnerstag der 10.März wird für einen Spaziergang im Prater mit Papa Norbert Graser und den beiden Hundsis genützt. Bei dieser Gelegenheit wird Sissi ihrem Vater klar machen, dass Regina & Allard dessen Auto über das Wochenende brauchen, weil sie in die Therme Frauenkirchen ins Burgenland fahren; die sich ergebende Konversation zwischen ihr, mir und ihrem an Alzheimer leidenden Vater wird in einem separaten Bericht wiedergegeben werden, siehe dort…
Prof. Hauswirth hatte mich für den 11.3. wieder in die Ambulanz bestellt; vom Ergebnis der Blutanalyse würde die neuerliche stationäre Aufnahme abhängen. Kurz vor 9h00 war ich an der Leitstelle 6 I und musste zur Kenntnis nehmen, dass der arme Professor krank geworden ist und es keine Vertretung für ihn gibt. Da meine Wiederaufnahme für den 14.3. im letzten Entlassungsbrief festgeschrieben sei, möge ich mich einfach zu diesem Termin in 18I melden.
Nicht alles glaubend, vor allem nicht die stationäre Aufnahme bei nicht perfektem Blutbild, begebe ich mich vorerst auf die Station und bitte um ein Gespräch mit Professor Sperr. Nach geraumer Wartezeit hat dieser Zeit für mich, sieht sich meinen letzten Befund an und schickt mich zurück in die Ambulanz zur Blutabnahme. Mit dem Befund möge ich gleich wieder zu ihm herauf kommen. Gar nicht lange muss ich warten, gebe drei Phiolen Blut ab und muss wieder ein bisschen warten, bis ich an die Leitstelle gerufen werde, wo man mir den aktuellen Befund und auch gleich die ganze Krankenakte übergibt.
Frohen Mutes fahre abermals nach 18 I, wo Sperr gerade mit der Visite begonnen hat. Es wird also ein bissl dauern… Ein Zigarretterl hinter den gelben Türen und ein paar Seiten im Buch gehen sich locker aus, es ist inzwischen 12 Uhr geworden. Der Professor sieht sich das Befundpapier an und befindet, das Blutbild habe sich zwar verbessert, ich sei aber bei weitem noch nicht bereit für die nächste, die dritte von insgesamt fünf Chemotherapien. Für die stationäre Aufnahme sei es jedenfalls zu früh, ich möge am nächsten Freitag wieder an der Ambulanz zur Blutabnahme erscheinen und mit der Krankenakte und dem dann aktuellen Befund gleich zu ihm kommen, dann werden wir weiter sehen. Jetzt möge ich bitte zur Leitstelle 6 I gehen und den Freitagtermin bestätigen lassen. Der freundliche Beamte dort nimmt die Unterlagen von mir zurück, trägt das Datum in meine Ambulanzkarte ein – und stutzt. Es sei nämlich kommenden Donnerstag und Freitag ein sehr großer Ärztekongress in Wien und daher nur wenige Mediziner im Haus. Er wolle vorsichtshalber mit Professor Sperr telefonisch Rücksprache halten und das Datum dann erst bestätigen oder auch nicht. Ich möge doch bitte so lang Platz nehmen.
Schon an Wartezeiten gewöhnt begebe ich mich in die blaue Wartezone und warte. Einerseits freue ich mich über die Umsichtigkeit des jungen Mannes, andererseits beginnt mir die Warterei bei aller Geduld auf den Geist zu gehen. Aber „Patientia“ ist bekanntlich das lateinische Wort für Geduld, und weil ich ein Patient bin, also ein Geduldiger, muss ich viel warten. Ist doch irgendwie logisch, oder?
Die Angelegenheit wird zum guten Schluss doch positiv erledigt. Prof. Sperr bestätigt die Richtigkeit des von ihm geplanten Datums, er werde jedenfalls im Haus sein, hoffentlich nicht als einziger Mediziner, hahaha. Es ist schon ein Uhr vorbei, als ich das AKH verlasse.
Die Frau mit dem roten Koffer habe ich an diesem Vormittag übrigens nicht zu Gesicht bekommen, weder in einem Wartebereich, noch in der Raucherzone, noch in ihrer üblichen Schlafnische. Hoffentlich ist ihr nix passiert!
Einerseits freut sich die beste Sissi von allen und ich über die weitere gemeinsame Woche in den eigenen vier Wänden, andererseits führt jede Verzögerung zu einer längeren Gesamtbehandlungsdauer und gefährdet deren Beendigung mit Anfang Juli, somit auch unseren Plan unser ersten gemeinsamen Konzerte nach meiner Genesung anlässlich des Stadlblues in Gaisruck zu besuchen.
Unsere Überlegung, eine zusätzliche Bluttransfusion hätte die Sache abgekürzt stellt sich als unrichtig heraus weil wir nach fachkundiger Auskunft unserer lieben Freundin Gitti zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Körper selbst gezwungen werden muss, für ein ordentliches Blutbild zu sorgen, alles andere ist ungesund, vielleicht sogar schädlich.
Also höre, lahmarschiger Körper, mach dich endlich wichtig und kümmere dich um ein ordentliches rotes Blutbild!
Das wünsch ich Dir!
Sehr mühsam alles, aber es geht voran, mit dem schönerem Wetter, wird sich der Körper und das Blutbild auch schneller anpassen!