Bekanntlich hat jeder Hund seine Eigenheiten, mit denen er sich von anderen unterscheidet.
Angeborenes, Instinkthaftes, Antrainiertes ist damit nicht gemeint, das ist bei allen ziemlich ident.
Dass Jago ein Angsthund ist, habe ich in einer früheren Geschichte schon erzählt, und das ist bislang nicht besser, höchstens weniger schlecht geworden.
Alles, was sich jäh bewegt, ist eine schwere Bedrohung, plötzlich auftretender Lärm jagt ihn in die Flucht. Ankömmlinge und/oder das Läuten der Türklingel wird sofort gemeldet und verbellt, nicht aber ohne sich tunlichst im Hintergrund zu verstecken, oft hinter der besten Sissi von allen.
Was Jago nicht mit anderen Artgenossen gemein hat, ist zunächst seine Unbestechlichkeit. Er verweigert die besten Schmankerln, wenn er gerade dazu nicht aufgelegt ist, und er frisst überhaupt meist nur in Gesellschaft. Seine Futterschüssel schaut er nicht an, wenn nicht zumindest einer seiner Rudelgenossen dabei ist, am liebsten alle vier gemeinsam, was auf Grund der Dimension unserer Küche selten vorkommt. Er folgt beim Gassigehen (fast) immer, in Gesellschaft ihm Fremder sowieso, was bei den meisten ein bewunderndes „Jöh, so ein braver Hund“ auslöst. Bei uns zu Hause oder im Garten denkt er nicht daran, irgendwelchen Befehlen zu folgen – er macht, was er will.
Spieltrieb ist den meisten Hunden eigen, mehr oder weniger ausgeprägt. Jago ist ein eigenartiger Spielgefährte, oft, aber nicht immer für Späßchen zu haben. Auf die Tageszeit scheint es nicht anzukommen, eher auf das Terrain, wo wir uns beim Gassigehen bewegen.
Unweit unserer Kleingartenanlage sind Ausläufer des Laaer Waldes, ein Erholungsgebiet mit Bäumen, Wiesen, Sträuchern, Kinderspielplätzen, einem Teich, sogar mit einem Hundeplatz. Auf einer der Wiesen stehen Fußballtore, umgeben von Büschen, und dort hat Jago einmal einen Hasen ausgemacht und zu verfolgen versucht. Auf ein energisches „Hier“ reagierte er prompt und kehrte um (Schmankerl verweigert); die beste Sissi meint, es wäre ihr Befehl gewesen, der den Hasen gerettet hat. In Wirklichkeit hat unser Hund messerscharf bemerkt, dass er das in ein Gebüsch entfleuchte Beutetier niemals erwischen kann. Er ist zwar narrisch, aber nicht teppert!
Seit dieser Zeit ist diese Wiese offenbar Synonym für Spielen. Egal zu welcher Tageszeit wir uns nähern, der Hund gebärdet sich wie wild, verbellt uns, will gejagt werden, will uns jagen, holt sich ein ihm geworfenes frisbeeähnliches Spielgerät, nicht aber um es zu apportieren, sondern mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, wobei er bellt und knurrt wie ein Großer (hat jemand von euch schon einmal probiert, mit einem Seil im Mund zu bellen?). Das Ganze interessiert ihn meist maximal drei bis vier Mal, dann ist ihm sein Spielzeug egal, er lässt es einfach liegen und scheint uns die lange Nase zu zeigen: „Holt euch das Klumpert gefälligst selber, ich brauch’s nimmer“.
Das Foto unten ist ein Link auf eine musikalische Diashow, bei der ich im Garten von Sissis Vater mit Jago spiele, chancenlos jedenfalls ihn auch nur ansatzweise zu erwischen…. dem Jago wäre zwar die Regina lieber gewesen, aber in der Not….
Schlussfolgerungen nach mehr als einem Jahr: der Jago hat ein bisserl was gelernt, wir Rudelführer hingegen mehr.